BNN 23.06.2015 – Schülerfirma will Falschfahrer stoppen

Verkehrsminister Hermann bei Bruchsaler Team – Projekt im Finale von „Jugend gründet“

Von unserem Redaktionsmitglied Daniel Streib

Bruchsal. Autobahnunfälle mit Falschfahrern gibt es nicht sehr häufig, doch wenn sie passieren, sind die Folgen fatal. So wie im November 2012 als ein Geisterfahrer auf der A 5 bei Offenburg einen Mehrfachunfall mit sechs Toten auslöste. „Damals habe ich gesagt, ich will da nicht länger zusehen. Was können wir machen?“, so erinnerte sich Verkehrsminister Winfried Hermann (Grüne) gestern vor Schülern in Bruchsal. Auffälligste Sofortmaßnahme des Ministeriums sind die Richtungspfeile, die sich mittlerweile auf dem Asphalt vieler Zufahrtsrampen finden. „Eher unterkomplex“, fand der Minister sei dies im Vergleich zu einer Softwarelösung, die eine Schülerfirma der Bruchsaler Handelslehranstalt (HLA) im Rahmen des Wettbewerbs „Jugend gründet“ entwickelte und die er sich an der Schule vorstellen ließ. Die Wirtschaftsgymnasiasten planen in der Tat sehr umfassend: Möglichst europaweit wollen sie ihr Antifalschfahrsystem („Anfasy“) etablieren. Dazu sollen alle Autos in der Werkstatt oder ab Fabrik mit einer Software ausgestattet werden, die sie per GPS-Technik automatisch zum Stehen bringt, wenn sie an digitalen Schranken in die falsche Richtung gesteuert werden. Als Basis der recht futuristisch klingenden Lösung soll das von der Europäischen Union vorangetriebene automatische „e-Call“-Notrufsystem dienen, das ab März 2018 ohnehin verpflichtend in alle neuen Pkw eingebaut werden muss, wie die jungen Gründer argumentieren. Der Minister lobte, im Kampf gegen Falschfahrer habe es bisher viele Ansätze gegeben, aber keiner sei so durchdacht wie dieser. Auch der Businessplan des Schülerteams, das ab diesem Donnerstag im Bundesfinale von „Jugend gründet“ in Wolfsburg steht, fand die Anerkennung des Ministers, der allerdings selbstkritisch anmerkte: „Sie haben an fast alles gedacht, nur nicht an die Langsamkeit der Politik.“ Es sei eine Sache von vielen Jahren, bis ein solch ambitioniertes Projekt umgesetzt werden könne. Die HLA-Gründer ließen sich durch diese Politiker-Anmerkung sichtlich nicht entmutigen. Als Zwölftklässler sind sie ja noch jung.